Perspektiven 2016:
Zurückblicken und Vorausschauen

Interview mit Vorstand und Aufsichtsrat


Das Ende eines Geschäftsjahres bietet nicht nur Anlass zurückzublicken – die geschäftliche Entwicklung des vergangenen Jahres zeigt die Perspektiven für die kommenden Geschäftsjahre auf: Welche äußeren Einflüsse nehmen maßgeblich Einfluss auf die Unternehmensstrategie, in welchen Bereichen werden die Ziele erreicht, woran muss gearbeitet werden? Im Interview blicken Gisela von der Aue, Aufsichtsratsvorsitzende, Jörg Franzen, Vorsitzender des Vorstandes und Christian Wilkens, Mitglied des Vorstandes zurück und voraus.

 

 

Welches Fazit ziehen Sie
für das vergangene Jahr?

Gisela von der Aue
Die Entwicklung der GESOBAU im vergangenen Geschäftsjahr war sehr erfreulich: Das Unternehmen ist gesund gewachsen, mit der richtigen Balance zwischen sozialer Verantwortung und Rentabilität. Auch deshalb, weil wir in Aufsichtsrat und Geschäftsleitung sehr eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet haben.

2016 war ein erfolgreiches Jahr
für die GESOBAU. Welche Meilensteine
haben das Jahr besonders geprägt?

Jörg Franzen
Für uns gab es im Geschäftsjahr 2016 ganz besonders zwei Themen: den Auftakt und den Abschluss umfassender Neubau- und Modernisierungsprojekte. 2014 haben wir unsere Neubauoffensive gestartet – mit dem Ziel bis 2026 auf 52.000 Wohnungen zu wachsen. Diesem Ziel sind wir im vergangenen Jahr wieder ein großes Stück nähergekommen. Mit dem Spatenstich in der Mendelstraße in Pankow haben wir das bislang größte Neubauprojekt in unserer Unternehmensgeschichte initiiert. Ein weiterer wichtiger Meilenstein: Im Mai konnten wir den Abschluss der Modernisierungsarbeiten im Märkischen Viertel feiern. Zukunftsfähigen, nachhaltigen und günstigen Wohnraum zu schaffen – dieses Ziel haben wir hier nach acht Jahren in 2016 termin- und budgetgerecht erreicht.

Das Mietenbündnis ist
Ende 2016 ausgelaufen, das Wohnraumversorgungsgesetz seit einem Jahr in Kraft. Was bedeutet
das für die GESOBAU?

Christian Wilkens
Das neue Wohnraumversorgungsgesetz hat die Ideen und Regelungen des Mietenbündnisses im Wesentlichen aufgegriffen: Es regelt die soziale Wohnraumversorgung in Berlin. Eine wichtige Neuerung ist die Partizipation der Mieter, die wir sehr begrüßen. Hier wurde eine Grundlage geschaffen, die Mieter über ihre Vertreter aktiv in unternehmerische Entscheidungen einzubeziehen. Wie das in der Zusammenarbeit konkret aussieht, das wird auch das kommende Jahr zeigen. Für uns bietet sich dadurch die Chance, noch enger an den Bedürfnissen unserer Kunden zu sein.

Wofür stehen die Mieterräte der GESOBAU und welchen Stellenwert nehmen sie ein?

Gisela von der Aue
Der gewählte Mieterrat der GESOBAU beschäftigt sich mit unseren Planungen zu Modernisierung und Neubau, bringt sich in die Stadt- und Quartiersentwicklung ein und arbeitet mit den langjährig etablierten Mieterbeiräten in den Wohngebieten zusammen. Ein Mitglied des Mieterrates ist nun auch als stimmberechtigtes Mitglied im Aufsichtsrat vertreten. Die Mieter erhalten dadurch mehr Mitsprache bei unternehmerischen Entscheidungen. Für uns als Wohnungsunternehmen, das seine gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt, ist das ein sehr wichtiges Gremium.

Wie schätzen Sie die Entwicklung
der Berliner Immobilienwirtschaft ein
und welche Rolle spielt dabei die GESOBAU?

Jörg Franzen
Die positive Entwicklung, welche die Berliner Wirtschaft seit Jahren nimmt, setzt sich weiter fort. Berlin ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort – auch dank verfügbarer Immobilien in unterschiedlichen Lagen. Mit dem wirtschaftlichen Wachstum geht auch das der Bevölkerung einher und damit steigt die Nachfrage insbesondere nach bezahlbarem Wohnraum. Als städtisches Unternehmen sind wir dafür verantwortlich, uns auch diesen Herausforderungen zu stellen. Die GESOBAU baut vor allem für Normalverdiener und Einkommensschwächere. Damit leisten wir unseren aktiven Beitrag bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.

Die Modernisierung des Märkischen Viertels wurde 2016 nach acht Jahren abgeschlossen. Wie setzt die GESOBAU ihre Modernisierungsstrategie fort?

Christian Wilkens
Mit mehr als 13.500 Wohnungen haben wir im Märkischen Viertel das größte energetische Modernisierungsprojekt im deutschen Wohnungsbau abgeschlossen. Darauf sind wir stolz. Aber unsere Arbeit geht weiter. Wir wollen das Viertel beständig weiterentwickeln, zum Beispiel mit dem Projekt „Zukunftswerkstatt Märkisches Viertel 2030“, welches für das neue Geschäftsjahr geplant ist. In Pankow, Weißensee, Wedding und Wilmersdorf planen wir viele kleinteilige Modernisierungsprojekte. Bis 2021 werden insgesamt 510 Millionen Euro für Modernisierung im Bestand eingeplant. Unser Schwerpunkt in 2017 und den folgenden Jahren liegt jedoch auf den Neubauprojekten.

Sie erwähnten es bereits: Im September 2016 haben Sie das bisher größte Neubauprojekt der GESOBAU gestartet. Welche Ziele formulieren Sie für Ihre Wachstumsstrategie?

Jörg Franzen
Bis Ende 2018 entstehen in der Mendelstraße in Pankow 351 neue Wohnungen – bezahlbarer Wohnraum, den Berlin dringend braucht. Zwei Drittel unseres gesamten Wohnungszuwachses entstehen im Neubau, ein weiteres Drittel durch den Ankauf von Bestandswohnungen. Unsere Investitionsplanung sieht bis 2021 ein Volumen von 761 Millionen Euro für Neubau und Projektankäufe vor.

Die „Modularen Unterkünfte für Flüchtlinge“ (MUF) sind Teil der Wachstumsstrategie. Welchen langfristigen Plan verfolgt die GESOBAU bei der Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten?

Gisela von der Aue
2017 werden wir mit dem Bau von zwei sogenannten MUFs beginnen: Eine davon entsteht im Märkischen Viertel, eine in Weißensee. Das langfristige Ziel ist es, die Geflüchteten in normalen Wohnungen unterzubringen und sie so nicht nur in die Quartiere, sondern auch in die Gesellschaft zu integrieren.

Berlin befindet sich stetig im Wandel. Wie
reagieren Sie als kommunales Wohnungsunternehmen
auf den demographischen Wandel?

Jörg Franzen
Wir nehmen die Entwicklungen sehr ernst, unsere Gesellschaft befindet sich bereits im Wandel: Mit dem wachsenden Alter der Bevölkerung steigt auch der Bedarf an entsprechendem Wohnraum und infrastrukturellen Lösungen. Mit Modellprojekten wie „Pflege@Quartier“ im Märkischen Viertel und unseren Senioreninfotheken begegnen wir diesen Herausforderungen. Darüber hinaus prüfen wir, inwieweit Smart Home Lösungen dazu beitragen können, dass Menschen so lange wie möglich in der eigenen Wohnung leben können.

Welche Perspektiven ergeben
sich für die GESOBAU und
das kommende Geschäftsjahr?

Jörg Franzen
Die umfangreichen Investitionen in die Wohnungsbestände sind Teil unserer strategischen Ausrichtung und wirken sich in den kommenden Jahren positiv auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage aus. Für ein gesundes Wachstum sind unsere Maßnahmen sowohl im Neubau als auch bei Bestandsankäufen ökologisch und ökonomisch nachhaltig ausgerichtet.

Christian Wilkens
Für 2017 rechnen wir deshalb erneut mit einer Umsatzsteigerung von mehr als drei Prozent, wobei ein großer Anteil dieser Umsatzsteigerung aus unseren Neubauten stammt. Und wir gehen auch für die kommenden Geschäftsjahre von einem stetig steigenden Umsatz sowie positiven Jahresergebnis aus. Das ist nur möglich, weil alle Mitarbeiter der GESOBAU gemeinschaftlich daran arbeiten, diese Ziele zu erreichen – mit Engagement, vollem Einsatz und guten Ideen.

Die GESOBAU hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Gesellschaft und das Leben in Berlin mitzugestalten. Wie sieht das konkret aus?

Jörg Franzen
Wir erhalten die soziale Mischung in den Quartieren, indem wir nicht nur für Empfänger von Transferleistungen bauen, sondern auch günstige Angebote für Normalverdiener schaffen. Dazu gehört aber auch, dass wir als städtisches Unternehmen die Baukosten bei unseren Neubauprojekten optimieren und nachhaltig bauen – städtebaulich und architektonisch.

Als kommunales Wohnungsunternehmen
sorgt die GESOBAU für lebenswerte Quartiere.
Was bedeutet für Sie „lebenswert“?

Gisela von der Aue
Lebenswert ist für mich eng mit Zufriedenheit verknüpft und Zufriedenheit bei unseren Kunden entsteht aus mehreren Gründen: Dazu gehört neben den technischen und baulichen Gegebenheiten auch die soziale Infrastruktur. Ein grünes und schönes Wohnumfeld, ein guter Kundenservice, soziale Angebote im Alltag und intakte Nachbarschaften: Das ist das Gesamtpaket, das wir bei der GESOBAU als unsere Aufgabe verstehen – und das macht aus Mietern zufriedene Kunden.